Geschichte

Besiedelung und Herkunft der Ortsnamen von Guckheim und Wörsdorf

Zur Herkunft des Ortsnamen Guckheim gibt es verschiedene Theorien und Hinweise.

Während der Römerzeit bliebt der Westerwald außerhalb der römischen Besatzungszone, da die Römer es vorzogen, an ihren Grenzen eine siedlungsarme, möglichst unwegsame Wildnis zu erhalten.

Die Territorialgeschichte des Westerwaldes beginnt mit dem Eindringen der Chatten (Hessen) nach der Vertreibung der Römer im 3. Jahrhundert n. Chr. Eine erste Besiedelung fand vermutlich im 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr. mit dem Eindringen der vorgenannten Chatten in den Westerwald statt. Zu dieser Zeit entstanden die Siedlungen der Landnahmezeit mit Endungen auf -ingen und -heim.

Ortsnamen die auf -heim bzw. -em enden, haben sich ursprünglich meist aus Einzelgehöften entwickelt, während Siedlungen mit der Endsilbe -dorf (Wersdorf, Wirsdorf, Wörsdorf) auf Ansammlungen solcher Gehöfte hinweisen.

Das aus dem westgermanischen stammende „guggjon“ (bewachen, beschauen) benennt einen Ort besonderer Wertschätzung und Stellung und könnte ebenfalls namensgebend gewesen sein. Dies würde auf eine Besiedlung ab 380 v. Chr. hinweisen, als die Germanen vom Osten und vom Siegtal kommend in den oberen Westerwald eindrangen.

Der Name Guckheim kann auch aus der Karolingerzeit (750–900) stammen. Alte Bezeichnungen für Guckheim, wie „Cochem“, „Gocheim“ und das mundartlich bis heute verwendete „Guggem“ deuten auf diese Siedlungsepoche. Häufig weisen Ortsnamen auf den ersten Ansiedler hin, der hier also ein „coc, coch, goch, guco, gogo“ im Namen geführt haben könnte. Die Namen „Cochem“ für Guckheim bzw. „Wirsdorf“ für Wörsdorf hielten sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Seit der ersten urkundlichen Erwähnung lassen sich aus verschiedenen Quellen weitere Namensvarianten nachweisen: 1299 Gocheim, 1305 Gucheym, 1334 Gucheim, 1441 Kochem, 1534 Jockheim, 1539 und 1786 Guckheim, 1584 Gockumb, 1599 Gockheim. Die über die Jahrhunderte nachgewiesenen unterschiedlichen Schreibweisen des Ortsnamens sind jedoch nicht auf Umbenennungen zurückzuführen, sondern wahrscheinlich aufgrund fehlerhafter Wiedergabe von nicht ortsansässigen Gelehrten oder Reisenden entstanden. So stammt beispielsweise die Wiedergabe des Ortsnamens „Jockheim“ von 1534 von einem Reisenden aus dem Raum Köln. Bei der Aussprache von „g“ als „j“ handelt es sich um ein altes Dialektmerkmal des Ripuarischen (Kölner Dialekt). Die sprachliche Verwendung des „g“ als „j“ ist auch heute noch feststellbar.

Bei Ausschachtungen für die Fundamente der neuen Muttergottes-Kapelle auf dem Rothenberg wurde eine Erdschicht von ca. 2,50 m Höhe abgetragen. Unter dem Fundament des Vorgängerbaus fand man eine Tonscherbenschicht von ca. 5 cm Dicke bei einer Größe von ca. 4 – 5 m², die laut Untersuchungen aus der Zeit von 1000 n. Chr. stammt. Vermutlich befand sich um die Jahrtausendwende eine Kultstätte auf dem Rothenberg.

Für den Rothenberg gibt es keine einheitliche Schreibweise. In aktuellen Karten ist der Rothenberg auch teilweise als Roterberg aufgeführt. Mundartlich wird er als Ruurebersch (Roterberg) bezeichnet.

Nassovia Comitatus
Auszug aus der Nassovia Comitatus, Kupferstich, gestochen von Salomon Rogiers, verlegt bei Blaeu vermutlich 1641

Urkundliche Erwähnungen

In Aufzeichnungen über Besitzungen des Klosters Seligenstatt aus den Jahren 1213-1215 wird der Ortsname Wörsdorf zweimal aufgeführt. Die Aufzeichnungen enthalten die Textfragmente… auch in Wyrßdorff… und … Item Diderich von Wyrßdorff….

Die erste urkundliche Erwähnung von Wörsdorf vom 25. September 1285 besagt, dass der Abt des Klosters St. Pantaleon in Köln vom Orden des Hl. Benedikt als vom Papst bestelltem Conservator der Privilegion des Deutschen Ordens sich über den Grafen Otto von Nassau und dessen Sohn Heinrich sowie deren Helfer Heinrich von Wörsdorf beklagt um nach vorheriger Ermahnung gegen jene die Exkommunikation zu verkünden.

Weitere Nennungen von Wörsdorf datieren aus den Jahren 1315, 1346 und 1525.

Der Ritter Ludwig Scherre von Waldmannshausen stiftete 1315 von seinen Gütern hier ein ewiges Licht in die Klosterkirche zu Seligenstatt und die Rödel von Reifenberg werden 1346 von Molsberg mit einem Gute hier belehnt.

… Wirsdorf, wo die Herren von Westerburg, die von Ottenstein, Reifenberg, Brambach und Riedesel 1525 Höfe hatten.

Guckheim wurde erstmals 1299 erwähnt:

14. Dezember 1299 Elisabeth gen. von Dorndorf (Dorndorf). Ww. des Ritters Heinrich von Sottenbach, schenkt all ihren beweglichen (bona mea mobilia, utensilia affernalia) und unbeweglichen Besitz in den Dörfern und Gemarkungen Stenbach (Steinbach), Dorringdorf (Dorndorf) Hausen, Vridekobin (Frickhofen), Gocheim (Guckheim) und Wermolderode (Willmenrod) an Hofstätten, Häusern, Höfen, Gärten, Wiesen, Weiden, Wäldern, Fischereien, Zinseinkünften oder anderem der Äbtissin und dem Konvent der Nonnen in Gnadenthal (in valle gracie) zum Heil ihrer Seele und der ihrer Eltern und aller ihrer Vorfahren vor den Schultheißen, Schöffen und anderen Dorfbewohnern und überweist die Güter dem Kloster zu Händen seines Prokurators als Eigentum. – Sgg. des Grafen Gerhard von Diez des Gottfried gen. im Hof (in Curia), Friedrich gen. Stayl und des Hiltwin von Elkershausen, Ritter. – Actum et d. 1299 in crastino beate virginis (Lucie). 19 kalendas Januarii

In den Nassauischen Annalen ist folgende Aufzeichnung aufgeführt:

1299 Gocheim, hatten die von Piesport 1735 einen Hof. Güter kamen hier von Elisabeth von Dorndorf, Witwe von Sottenbach, 1299 ans Kloster Gnadenthal, 1305 an die Ritz von Dehrn und 1334 an die von Schönborn. Wiesen hatten hier die von Mudersbach, die über die von Brambach 1694 an die von Walderdorf kamen. Die Mühle besaß Leiningen-Westerburg 1511 und noch 1786. Eine Braunkohlengrube war 1746 hier in Betrieb.

Die Guckheimer Mühle wird 1511 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Sie war noch bis 1980 im Betrieb.

Geschichte bis in die Neuzeit

Seit dem 13. Jahrhundert gehörte die Gemeinde zur Grafschaft Diez. Ab 1490 wird Guckheim zusammen mit Wörsdorf (Wersdorf) zur Salzer Zech gerechnet. (Abgeleitet von zechen, umzechen, der Zech nach gehen, umwechseln, Umzech halten = der Reihe nach (Dorfdienste) tun)

Am 27. Juli 1564 fällt Guckheim mit den Kirchspielen Salz, Meudt, Nentershausen und Hundsangen durch den Diezer Vertrag an das Kurfürstentum Trier und damit dem Amt Montabaur zu.

Der 30-jährige Krieg hinterlässt auch in Guckheim seine Spuren. 1666 gab es in Guckheim nur noch die Familiennamen: Göbel, Fasel und Gleser. In Wörsdorf sind noch feststellbar: Kiep, Schumacher, Born, New (Neu), Fritz, Zeis, Göbel und Fasel. Aus mündlicher Überlieferung ist bekannt, dass in den Kriegsjahren im Ortsteil Guckheim gegenüber dem Dorfkreuz Einwohner gefoltert wurden.

Ab 1748 findet in Guckheim erstmals geordneter Schulunterricht statt, der abwechselnd in verschiedenen Häusern der Einwohner abgehalten wird. Mit der Einstellung des Lehrers Matthias Fasel aus Wörsdorf, beginnt 1820 der Unterricht in einem von der Gemeinde angemieteten Schulzimmer im so genannten Perersch Haus. Auf Anweisung der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung beginnt Matthias Fasel die Guckheimer Schulchronik. 1832 erfolgt der Gemeindebeschluss zum Bau eines Schulgebäudes, das am 4. November 1833 eingeweiht wird.

In den Jahren 1841,1842 und 1846 hinterlässt eine Typhusepidemie in Guckheim und einigen Nachbarorten mehrere Tote. In Guckheim und Wörsdorf sind nach Berichten von Med.-Rath Dehne vom August bis zum Januar 1842 insgesamt 40 Personen von der Krankheit befallen.

Wohnhaus Guckheim Elbbachstraße 18
Wohnhaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Standort Elbbachstraße 18. Gebäude steht unter Denkmalschutz

Entwicklung der Einwohnerzahl

Genaue Bevölkerungszahlen von Guckheim liegen erst seit 1787 vor. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden ausschließlich Angaben zu Feuerstellen (Häuser/Anwesen) bzw. Familien erhoben. Zuverlässige Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung liegen erst seit 1525 vor.

1525 werden sieben Feuerstellen gezählt, für das Jahr 1562 nennt das Dienstregister der Grafschaft Diez sieben Namen (Familien) für Wörsdorf. Ein Jahr später sind es acht Feuerstellen.

1589 werden sieben trierische Dienstleute und ein Vogtmann aufgeführt, wobei die Bewohner beider Ortsteile eingerechnet sind. Bis zum Jahr 1653 ist die Einwohnerzahl im Vergleich nicht nennenswert angestiegen, da der 30-Jährige Krieg auch in Guckheim nicht ohne Auswirkungen blieb. Für Wörsdorf werden acht Familien gezählt, in Guckheim sind es zwei Familien. 1684 werden neun Feuerstellen für Wörsdorf und vier Feuerstellen für Guckheim erwähnt.

JahrEinwohnerJahrEinwohner
17872441973645
18182771978721
18403381983744
19053621989805
19394711993881
19504721997933

1823 werden für Guckheim und Wörsdorf insgesamt 271 Einwohner angegeben. 1843 wohnen 77 Familien mit insgesamt 338 ausschließlich katholischen „Seelen“ in 59 Häusern.

Der Zweite Weltkrieg hinterlässt ebenfalls seine Spuren. Auch unter den Guckheimern gibt es Verluste. Die Zahl der Einwohner unterscheidet sich in den Vergleichsjahren 1939 und 1950 nur unwesentlich.