Pfarrer Georg Nilges – Vom Wilsenröther Kind zum Frankfurter Geistlichen Rat
Manche Biografien wirken wie ein Brückenschlag zwischen Dorf und Welt. Georg Nilges, geboren am 6. Juni 1891 in Wilsenroth, gehört zu diesen Menschen. Zwar stammten seine Eltern Katharina und Matthias Nilges aus Guckheim, doch das Licht der Welt erblickte er im Haus seiner Großeltern mütterlicherseits. Als die Familie 1897 nach Guckheim zog, war Georg sechs Jahre alt – und spürte von Anfang an eine tiefe Sehnsucht nach Wilsenroth, die ihn ein Leben lang begleitete.

Eine Lebensgeschichte zwischen Heimatverbundenheit und Großstadtpfarrei
Schon früh fiel seine Begabung auf. Für den Besuch des Gymnasiums in Hadamar musste er täglich mit dem Zug pendeln, weshalb man beschloss, ihn bei den Großeltern in Wilsenroth aufwachsen zu lassen. So wurde der Junge aus Guckheimer Elternhaus in gewisser Weise doch ein Wilsenröther – ein Umstand, den man später oft augenzwinkernd betonte.
Seine beiden Brüder Johann und Jakob, die wie er in Wilsenroth geboren waren, heirateten später ebenfalls in Wilsenroth. Sein Bruder Bernhard heiratete in Salz und hatte zwei Töchter (Metzger Helga, Wellems Maria). Er starb mit nur 33 Jahren. Ein weiterer Bruder, Willi, heiratete eine Frau aus Wilsenroth – Welserera Gretche – und wohnte im Elternhaus in Guckheim. Er hatte vier Töchter (Gisela Jung, Gertrud Eberz, Hedwig, Hildegard Mauer) und starb ebenfalls sehr jung. Seine Schwester Anna heiratete Philipp Bender aus Guckheim und hatte drei Söhne, die alle drei im Zweiten Weltkrieg gefallen bzw. verstorben sind. Die Tochter Maria aus dieser Ehe lebt in Guckheim und war mit Alwin Becker verheiratet. Eine weitere Schwester von Georg, Maria, hatte in Elbingen geheiratet. Die guten Wünsche von Pfarrer Lorenz Müller zur Primiz sind in Erfüllung gegangen.

Am 28. Februar 1920 empfing er die Subdiakonatsweihe, am 20. März die Diakonatsweihe, und nur wenige Wochen später, am 5. April, wurde er in Limburg zum Priester geweiht. Die erste Messe zelebrierte er am 8. April desselben Jahres in Salz – ein feierliches Ereignis, das die gesamte Pfarrei bewegte. Der damalige Pfarrer Lorenz Müller sprach von einem „freudigen Ereignis“ und wünschte dem jungen Geistlichen „eine lange, gesegnete Wirksamkeit im Weinberge des Herrn“.
Im Jahre 1920 schrieb Pfarrer Lorenz Müller in die Pfarrchronik: Ein freudiges Ereignis! Nachdem Herr Georg Nilges von Guckheim am 28. Februar zum Subdiakon und am 20. März zum Diakon geweiht worden war, empfing er am 5. April die Heilige Priesterweihe. Unter freudiger Anteilnahme der gesamten Pfarrei, besonders der Filiale Guckheim, feierte er am 8. April in unserer altehrwürdigen Pfarrkirche seine erste Heilige Messe. Seine erste Anstellung fand derselbe als Kaplan von Elz. Möge dem begabten, redegewandten und eifrigen Jungpriester eine lange, gesegnete Wirksamkeit im Weinberge des Herrn beschieden sein!
Sein priesterlicher Weg begann als Kaplan in Elz, doch die Hauptstation seines Wirkens sollte Frankfurt-Bornheim werden. Dort diente er über Jahrzehnte der Heilig-Kreuz-Gemeinde, wurde am 1. Januar 1950 Dekan des Dekanates und 1955 zum Geistlichen Rat ernannt.
Sein priesterliches Leben war erfüllt – und doch blieb die Bindung an seine Wurzeln lebendig. Schon eine Woche nach seiner Primiz in Salz feierte er in Wilsenroth eine Trauung innerhalb der Familie, die wie eine zweite Primiz anmutete.
In seinen letzten Lebensjahren lebte Georg Nilges bei den Schwestern der „Armen Dienstmägde Christi“ in Dernbach, wo er am 11. August 1972 verstarb.
So spannt sich seine Lebensgeschichte vom Westerwälder Dorfkind über den Aufstieg in die Großstadtpfarrei bis hin zum stillen Ende in einem klösterlichen Heim – ein Weg, der zeigt, wie sehr ein Mensch zugleich Heimatkind und Weltbürger sein kann.
